Habe
die Ehre
Im Rahmen eines DAAD Stipendiums war die Malerin Andrea Bender
längere Zeit in Wien, um dort in einem Gastatelier zu arbeiten.
Der Aufenthalt in der österreichischen Kaiserstadt schlägt
sich in den Motiven umfangreicher Werkgruppen deutlich nieder. Bender
bedient jedes Klischee des Wiener Schmäh und alpenländischen
Flairs und hinterfragt mit vergnügtem Sarkasmus die
bürgerlich-spießige Kaffeehausromantik und die pompös
barocke Üppigkeit der Residenzstadt an der Donau.
Opernball, Hofreitschule und Prater, Riesenrad und Sängerknaben,
Mannerschnitten und Fritattensuppe, Sachertorte und Julius Meinl,
Burgtheater, Hofburg und Zentralfriedhof, Thomas Bernhard, Maria
Lassnig, Helmut Qualtinger, Sissi und Elfriede Jelinek zählen
mit allen Gegensätzen zum nationalen und kulturellen Wesen
einer geschichtsträchtigen Stadt, die sich selbst zwischen
musikalisch
leichtem Walzercharme und schwerer morbider Theatralik inszeniert.
Bender analysiert diese Selbstdarstellung und entlarvt eine Scheinwelt,
deren Psyche sie tiefgehend analysiert und in drastischen Bildern
darstellt.
„Im Prater blühen wieder die Bäume, (…) da
kommen die seligen Träume (…) denn Frühling ist
wieder in Wien“ lautet es in dem bekannten Lied von Robert
Stolz. Benders Vorstellungen vom Prater sehen anders aus und zeigen
ein Zuckerwatte schleckendes herbes androgynes Gör mit bösem
Blick, das vor der scheinbar friedvollen Kulisse des Riesenrades
Unheil im Vergnügungspark verheißt und die seligen Träume
subversiv und zynisch angreift.
Das Wahrzeichen des bekannten österreichischen Kaffeehändlers,
der Mohr von Julius Meinl, wird auf der Leinwand kriminell und hält
fettleibigen Kaffeehausbesuchern rebellisch den Revolver
an den Lodenhut. Brachiale phantasievolle Gewalt auf der Leinwand,
hier wird der Pinsel zur Waffe und stört die Idylle zwischen
Pharisäer, Apfelstrudel und Germknödel. Eine dralle Kellnerin
bringt den Mohr mütterlich zur Raison und nimmt ihn beherzt
an die Hand. Weißes
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